(Detail einer Hexensabbat-Darstellung. Vorlage: Witchcraft-Collection der Universität Cornell, dort beschrieben mit: „Hexensabbat in Trier. Erfurt 1593? Presumed to be in the public domain“. Das Bild im Ganzen)
Nachdem es letztes Mal um Hexentänze in Würzburg ging, heute zwei Beschreibungen des Hexensabbats aus der Zent Gerolzhofen. Zunächst aus dem Verhör von Catharina Schreiner, Alitzheim:
Güett- undt peinliche ausag Catarina Schreinerin von Alzezheim. No 2.
Aufschrift außen auf dem Verhörprotokoll von Catharina Schreiner vor der Zent Gerolzhofen, 7. November 1616.
Catharina Schreiner ist 60 Jahre alt. Sie wurde 1588 – also fast 30 Jahre zuvor – durch ihre Schwiegermutter („die schwiger“) zur Hexerei gebracht. Damals ging es ihr sehr schlecht, sie lag im Kindbett und musste „kleyenkuchen“ essen. Die Schwiegermutter verspricht ihr, wenn sie tut was sie ihr sagt, sei es mit der Armut vorbei. Es folgen die üblichen Aussagen, die ich hier weglasse, weil es um die Hexentänze gehen soll. Die Fragen neun und zehn handeln von den Ausfahrten mit dem Besen:
Dann geht es um die Tänze selbst. Die Alitzheimer tanzen unter der Dorflinde, der Tanz beginnt zwischen 11 und 12 in der Nacht. Sulzheimer und Herlheimer sind auch dabei. In der letzten Walburgisnacht waren etwa 100 Hexen anwesend. Der Pfeiffer Hans Eyrig aus Dingolshausen hat Musik gemacht. Die Hexen müssen dem Teufel opfern, Frau Schreiner gibt ihm einen Messingring von ihrem Finger. Zuerst wird gegessen (was, hält das Protokoll nicht fest), dann wird getanzt. Dabei wird wohl ein großes Feuer gemacht und Wein getrunken. Wer den Wein mitgebracht hat, weiß sie nicht. Aber sie gibt an, „die Reichen“ hätten silberne Becher mitgebracht, aus denen hätten sie getrunken. Während des Essens werden die Hexen vom Teufel befragt, welche Übeltaten sie vorzuweisen haben. Wer nichts angeben kann, wird vom Teufel mit der Geißel geschlagen. Die alte Schäferin und die alte Schmiedin müssen die Szene beleuchten: Der Teufel selbst stecke ihnen die Lichter in den Hintern und das Licht brenne blau.
Dieses Motiv der in den Hintern gesteckten Lichter ist in den Gerolzhöfer Protokollen häufig. Nach dem Tanz liegen die Hexen bei ihren Buhlen und treiben Unzucht. Damit endet die Beschreibung des Hexensabbats.
Insgesamt werden 34 Fragen gestellt. Das Protokoll ist am Ende unterzeichnet von Valentin Hausherr, dem Stadtschultheißen sowie den Ratsherren Michael Dennschlag und Jörg Brüge.
Diese vier haben Catharina Schreiner am 7. November 1616 in Gerolzhofen verhört und zeichnen am Ende das Protokoll ab:
Valentin Hausherr, Stadtschultheiß Johann Gezner (?) und die Ratsherren Michael Dennschlag und Jörg Brüge
Es handelt sich um ein sauber abgeschriebenes Gerolzhöfer Protokoll, von dem man vermuten kann, dass es nach Würzburg geschickt wurde und daher mit den anderen Gerolzhöfer Hexenquellen heute im Staatsarchiv Würzburg liegen müsste. (Die Unterlagen der Provenienz Zent und Amt Gerolzhofen sind verloren.) Betonung auf müsste, denn tatsächlich befindet die Akte sich im Staatsarchiv Wertheim. Als ich es seinerzeit aus den nicht erschlossenen Unterlagen in Bronnbach verzeichnete, habe ich das „Alzezheim“ der Quelle zunächst als Allersheim aufgelöst, weil ich nach einem ähnlich klingenden Ort mit Wertheimer Gerichtsbarkeit suchte. Erst später wurde mir der Bezug nach Gerolzhofen klar. (Daher die etwas eigenartige Bemerkung bei der Titelaufnahme im Archiv.)
Die Akte befindet sich sozusagen im falschen Archiv. Warum? Ein möglicher Weg wäre der über den Frankfurter Pfarrer Johann Diefenbach. Der benutzte für sein Buch “Der Hexenwahn vor und nach der Glaubenspaltung in Deutschland” (zuerst 1886, zig Nachdrucke, Digitalisat bei Google books) sowohl Wertheimer als auch Würzburger Quellen, die ihm im Original nach Frankfurt geschickt wurden. Bei der Rückgabe könnte etwas durcheinander gekommen sein. Ja, damals schickte man Archivalien noch durch die Lande …
Nach Alitzheim nun noch eine Beschreibung der Hexentänze in Gerolzhofen selbst nach dem Protokoll eines Verhörs von Margaretha Barthelmann am 5. Mai 1616. So fängt es an:
Frau Barthelmann ist 60 Jahre alt und mit 800 Gulden Vermögen durchaus wohlhabend. In früheren Jahren hat sie in Nürnberg im Gasthaus Zu den Sieben Türmen gearbeitet, in Gerolzhofen war sie Bierwirtin.
In ihrer Schilderung der Tänze haben die Hexen eine richtige Sozialstruktur, es gibt „Räte“. Der oberste Teufel leitet das Geschehen von einer Art Thron beim Brunnen aus. Die Hexen müssen ihm opfern und sich rechtfertigen, was sie an üblen Taten getan haben. Wer nichts vorzuweisen hat, wird vom Teufel geschlagen. Auch der Teufel zeigt Gefühle: Wenn die Hexen ihren Teufelsbund durch Schwur erneuert haben, springt er vor Freude herum. Dann folgt eine lange Liste von Namen, wen Frau Barthelmann bei den Tänzen gesehen hat. Sie ist typisch für Gerolzhofen, wo diese Listen sehr umfangreich waren. Diese Namen waren der Stoff, der die Hexenprozesse weiter antrieb.
Hier die Quelle im Ganzen:
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